Der Polit – Catwalk… eine Einbahnstraße?

1 August.2019 / 0 Kommentare

Die Polit – Spitzen betreten den Laufsteg: Wahlplakate und TV – Diskussionen fokussieren auf die Spitzenkandidat*innen. Bleiben Inhalte im Wahlkampf auf der Strecke? Beauty – Contest statt Wahlentscheidung? Ein Mythos auf dem Prüfstand.

 

Sebastian Kurz tut es , ebenso Pamela Rendi – Wagner und Werner Kogler, auch Norbert Hofer und Beate Meinl – Reisinger unterwerfen sich der Logik: Ohne Personalisierung geht Politik nicht mehr. Die Logik ist hermetisch: Die Medien konzentrieren sich auf die Spitzenkandidat*innen, die Parteien stellen ihre Spitzen vor die Inhalte, weil sie unterstellen, dass Wähler*nnen Personen – und nicht Inhalte – wählen. Personalisierung scheint ein sich selbst verstärkender Prozess zu sein.

 

Beauty – Contest oder mehr? Warum es hilfreich sein kann, sich an Personen zu orientieren.

 

Trifft diese Personalisierungs – Hypothese zu, dann: Obacht, Demokratie. Noch dazu, wenn Spitzenpolitiker*innen nach politikfernen Kriterien beurteilt werden: Aussehen, Sympathie, Kleidung. Politik wäre zum Schönheitswettbewerb verkommen. Es sei denn, es zählten auch Kriterien wie Integrität, Glaubwürdigkeit, Führungsqualität und Sachfragenkompetenz. Dann könnten die Spitzenpolitiker*innen zu einer abkürzenden Entscheidungshilfe werden: Es ist – vom Aufwand her – für Bürger*innen fast nicht mehr möglich, sich über alle politischen Sachfragen zu informieren. Also nehmen Bürger*innen die „Abkürzung“ , indem sie sich an den Personen orientieren, die die Parteien repräsentieren.

 

Kurz und Co. – mehr als nur Lack für die Parteien?

 

Die Personalisierungsthese geht davon aus, dass Spitzenkandidat*innen besser bewertet werden als ihre Parteien. Eine Reihe von politikwissenschaftlichen Studien in Deutschland (Kühnel, Westle, Niedermayer bzw. Roßteutscher, Rattinger et al.) zeigt: Es gibt keine gravierenden, systematischen Unterschiede zwischen Politiker*innen und Parteien. Das Spitzenpersonal bekommt – im Durchschnitt – keine bessere Bewertung als seine Parteien.

In Österreich hat das Institut für Strategieanalysen für die Nationalratswahl 2017 analysiert, dass unter den deklarierten Wähler*innen von SPÖ, ÖVP und FPÖ der jeweilige Spitzenkandidat zwar ein wichtiges Wahlmotiv war, in allen Fällen aber „das beste Programm für Österreich“ ein stärkeres Motiv war.

 

Sein kommt vor Schein

 

In der Politikwissenschaft werden üblicherweise 4 Dimensionen der Kandidat*innenbeurteilung herangezogen: Tatkraft, Vertrauen, Kompetenz, Sympathie. Problematisch wäre es, wenn die Personen vorwiegend nach Sympathie beurteilt würden. Die vorhin erwähnten Wahlstudien in Deutschland zeigen allerdings: Vertrauenswürdigkeit und Kompetenz wiegen mehr als Sympathie. Laufsteg ist gut, was sich im Backstage – Bereich befindet, ist wichtiger.

Der Mythos, dass die Personalisierung in der Politik zu einem Beauty- Contest verkomme, ist zwar in der Öffentlichkeit fest verankert – er lässt sich allerdings in der politischen Wirklichkeit nicht wirklich erhärten.
Ebenso unbestritten ist, dass Personalisierung ein wichtiger Teil der Parteistrategien, der Medienberichterstattung und der politischen Kommunikation ist und bleiben wird.